Alltag

und sonst noch

Alles im grünen Bereich! 

Was für eine Plattitüde? „Aber wenn‘s doch so ist!“, würde der Kerle jetzt sagen. Draußen regnet es, dem April entsprechend. Die Natur explodiert immer noch, es grünt gewaltig. Das Unkraut, nein, die Beikräuter sprießen. Was ich in der Nacht durchdacht habe, hat keine Gültigkeit mehr – es war sowieso nur ein  Kuddelmuddelgedankenchaos. Auf dem Dach der Feuerwehr steht ein roter Mann und hat Mühe nicht runter zu fallen. Im Nachbarhaus rumpelt es bis hierher und ich denke, dass unsere Heizung ausgefallen ist.

Alltag, Behinderung, Gedanken, Junioren

o Pippi

Nicht Pippi Langstrumpf – obwohl so verschmitzt, wie dieses freche Mädchen, hat Wiebke es mir auch beibringen wollen, dass ihr Bett leider nass ist. So ganz wenig war es dann doch nicht und zur Töchtings Verteidigung möchte ich sagen, dass ich ziemlich spät am Morgen ins Zimmer gekommen bin, denn sie kann ja nun nicht alleine aufs Klo gehen. Ist kein Beinbruch! Ist nicht schlimm, wird gewaschen und gut ist‘s. 

Das ist auch Alltag bei uns, das ab und zu etwas daneben geht. Ich Betten außerhalb der Reihe waschen muss – entweder kotzt Carsten, oder Pippi läuft aus der Windel, oder dem Töchting passiert ein Malheur. Unser Alltag unterscheidet sich gewaltig von dem anderer. Ich merke das immer wieder wenn wir uns verabreden wollen, ich/wir brauchen viel mehr Vorlaufzeit – und manchmal geht’s gar nicht. Nicht immer stoßen wir auf Verständnis. So richtig spontan können wir nicht sein, ich muss schließlich drei Leute anziehen, muss dafür sorgen, dass drei Leute gegessen haben – und das ist nicht immer einfach, weil, wie ihr wisst, Carsten massive Essprobleme hat…

Okay, genug davon, es ist Sonntag! Die Herrschaften sollten raus aus den Federn, meine Aufgabe ruft. Ran, dran!

13:05Uhr – Es wird langsam zur Manier, dass ich meine Beiträge mit Zeitangaben versehe und so die Nachträge deutlich mache. Ändert sich bestimmt auch wieder! Draußen ist es durchwachsen, nicht so sommerlich wie gestern. Wir werden aber in den Garten der Wunschtochter gehen, was anderes sehen und Kuchen essen. Die Vögel merken auch, dass irgendwas wettertechnisch im Busche ist. Ob es gleich regnet? 

18:56Uhr – Kein Regen, dafür ein leckerer Kuchen und gute Unterhaltung, dreckige Finger allenthalben, ein Fastunfall mit quietschenden Reifen und Resteessen um halb sieben!

 

Gedanken, Gedicht

Wind

Ich schrei es in den Wind
dieses verzweifelte Nein
spüre, wie mein Herz zerreißt

Ich stampfe mit dem Fuß
ich will das nicht
lasst mich nicht so allein

Ich trockne meine Tränen
sie sollen sie nicht sehen
mein verquollenes Gesicht

Hart schlage ich auf
Realität ist mächtig
Und Flüsse trocknen nicht aus

In mir ist:
Leere
Stille
Einsamkeit und keine Ruhe

Mein Herz bricht
Broken-Heart-Syndrom
nennt es der Kardiologe

Liebe und Sehnsucht
schrei ich in den Wind

© petra ulbrich

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Mir gehts gut, keine Bange! Ich habe übrigens gestern Abend total vergessen einen Gin zu trinken. War aber nicht schlimm und so ist das Gedicht auch nicht schlimm. Eine Momentaufnahme, die schon eine halbe Stunde später nicht mehr gültig war. In der Nachbarschaft passiert einiges, ein junger Mann verschwindet, lässt sein Auto einfach am Straßenrand stehen, das ist entstempelt und wird abgeschleppt. Er selbst taucht nicht mehr auf – hat sich abgesetzt, in die Schweiz, erfahre ich von einer anderen Nachbarin. Na, was da wohl los ist? Da gehts mir doch Gold!

08:54 Uhr – Mein Buchthema ist gerade Der Tod. Nichts depressives – ein Jugendbuch, in dem ein 97jähriger Nachbar ankündigt, dass er Ostern sterben wird. Die Protagonistin ist zu lang fürs Leben mit ihren 1,82m. Ich dachte, es wäre was für Carsten, aber ich bin froh, dass ich es vorab gelesen habe. Nicht das Thema ist es, es ist eher, dass ihm das Drumherum vermutlich zu fremd ist. Mal gucken, vielleicht lese ich es dennoch vor.

Das andere Buch ist das eines Philosophen. Das muss ich langsam lesen, aber es ist wunderbar. Die Frau stirbt und doch ist sie in den Phasen der Trauer immer dabei. So wie ich es auch mit MamS empfinde, wenn ich ihn nicht grad mal vergesse. Aber auch das ist gut – den toten Mann ab und zu vergessen. Beziehungsweise sehen, dass das Leben auch ohne ihn weitergeht!

18:38 Uhr – … und es geht weiter. Heute Nachmittag im Garten – zum Glück hat der Nachbar den Rasen das Stück Grünfläche gemäht – jetzt sieht es ansatzweise einem Rasen ähnlich. Dann waren wir spazieren, mit einer neuen Frau, sehr nett, total interessant – eine ehemalige Lehrerin – könnte, wenn ich mich weiterbilde, eine prima Gesprächspartnerin für mich werden. Aber ich bin ja immer gleich Feuer und Flamme.

Der Kerle schaut lauthals Sportschau, dieser Enthusiasmus – er flippt immer völlig aus. Das Töchting hat mit mir zusammen Bolognesesoße gekocht. Nicht original, leider – geschmeckt hat’s mit Öhrchennudeln formidable!